Der Präsident


13. Februar 2013

 

Peter Forkert

Ein Präsident namens Wulff, Johannes,

sprach eines Tages, ja ich kann es.

Ich kann was ganz Besonderes werden,

leider nicht der Stellvertreter auf Erden,

denn der Posten ist schon lange vergeben,

an die, die alle Sünden gegen Bezahlung vergeben.

 

Aber in der Politik findet sicher ein Kerl wie ich Verwendung,

zumal ich Schwindeln kann in Vollendung.

Also ab in eine politische Partei,

da ist bestimmt noch ein Posten frei.

 

Gesagt getan, Anmeldung ausgefüllt,

und der CDU mit vielen Grüßen zugestellt.

Die Partei war hoch erfreut, denn sie braucht solche Leut.

Welche tun, was die Spitze sagt,

dabei keine Weisung hinterfragt.

 

Denn in der Christlichen Union regierte damals schon

ein Gottes Sohn.

Helmut oder der ›Große Dicke‹ aus Oggersheim,

dem gingen damals auch alle auf den Leim.

Aber wenn man tat, wie von ihm befohlen,

konnte man sich so manchen Lorbeer holen.

 

Karrieren wurden geplant oder gestoppt,

der eine oder andere wurde auch aus der Partei gemoppt.

Der kleine Wulff aber war schlau genug zu wissen,

sagst du was gegen den Dicken,

hast du in der Partei versch…

Die Devise lautet, schön artig und folgsam sein,

dass bringt ein Parteiamt und Karriere ein.

So wurde aus dem keinen Abgeordneten Wulff, Johannes,

ein Ministerpräsident, denn ja er kann es.

 

Niedersachsen, ein Bundesland von Gerhard Schröder verdorben,

beinahe wäre dort der aufrechte Christdemokrat ausgestorben,

aber jetzt kam Wulff, Johannes, ja er kann es.

 

Viele Freunde hat er gleich,

die meisten sind schön und reich.

Er ist auch schön, aber gar nicht reich,

dass soll sich ändern,

sagen seine Freunde sogleich.

Spar dir dein mageres Gehalt für deinen Präsidentenposten,

wir geben dir einen aus, auf unsere Kosten.

Ferienhäuser, Trank und Speise,

auch so manche Ferienreise.

So spart man Geld und Kosten,

und wird reich auf diesem Posten.

 

Vermögend und angesehen sind Freunde und Bekannte,

vor allem die Frauen im seidenen Gewande.

Seine ist eher ein Hausfrauenmodell,

in den Kreisen nicht so beliebt,

dass muss sich ändern, aber schnell.

 

Betty wurde gefunden, blond und schön,

sie konnte schnell aufrecht an seiner Seite gehen.

Die Medien fanden das ganz toll,

schnell war ihr Bauch rund und voll.

Als Fotomotiv ist sie geeignet, sie liegt im Soll!

 

Jetzt waren sie in allen Hochglanzmagazinen der Star,

und als Betty auch noch das Kindlein gebar,

waren alle glücklich, die Freunde, die Medien und auch Wulff, Johannes,

ja, er kann es.

 

Mitten in der Idylle fiel es Herrn Köhler ein,

seinen Posten zu verlassen,

dass war ja nicht zu fassen.

Da sagt einer, ihr könnt mich mal, wer die Würde des Amtes mit Füßen tritt,

darauf habe ich nur eine Antwort, den Rücktritt.

 

Die Kanzlerin war schockiert, das Dilemma war groß, das Gehirn blockiert.

So etwas ist mir ja noch nie passiert!

Ursula komme schnell und spring ein,

das wird doch nicht so schwierig sein.

Du hast sieben Kinder, Mann, Pferd und Hunde — 

hilf mir also in dieser schwierigen Stunde.

Ursula stand schon bereit, lobte der Kanzlerin Treue für immer,

aber ach, Bellevue hat nicht so viele Kinderzimmer.

 

Betty und Johannes zur gleichen Zeit,

sie zeigt ihm gerade ihr neues Kleid,

für ihren nächsten Urlaub bei Freunden im warmen Süden,

alle waren großzügig, alles in Frieden.

 

Die Villa bezahlt mit Billiggeld,

ganz unverschämt, wer Fragen stellt!

Wir werden geliebt und verehrt,

deshalb sind solche Fragen verkehrt.

Aus ihnen spricht nur der Neid, weil ihr nicht so beliebt seid.

Da klingelt das Telefon und am anderen Ende,

Frau Merkel, sie ringt ihre Hände.

Sie sagt, der Köhler ist weg, was mach ich nun?

Die Ursula hat mit ihren Kindern genug zu tun.

Meine Hoffnung soll jetzt ganz auf dir ruhen.

Wie sieht es aus, Wulff, Johannes,

Bundespräsident, ja er kann es.

 

Betty gefragt, sie ist so glücklich und strahlt,

schnell wird das Gesichtchen noch etwas bunt bemalt,

Springer angerufen und zum Fototermin,

sie ist jetzt Präsidentengattin.

Noch mehr Fotos, hübsche Kleider,

noch mehr Freunde, noch mehr Neider.

Kostenlose Weltreisen mit Empfang und Musik.

Dass ich das erleben kann, ist pures Glück.

 

Unser altes Leben ist jetzt Geschichte,

auch so manche Anfragen und Berichte.

Geld, Reisen, Bekannte und Haus,

das kehre ich alles aus der Stube hinaus.

Ich ziehe jungfräulich ein ins schöne Schloss,

habe meinen Bedienungs- und Servicetross

ganz für mich und meinen Johannes, ja, er kann es.

 

Jetzt ist Wulff der erste Mann im Staat und ich die erste Frau!

Und ich weiß ganz genau,

keiner wird sich jetzt trauen zu fragen,

was habt ihr gemacht in all den Tagen,

als ihr regiertet mit Freunden und Bekannten in Niedersachsen —

darüber wird schnell das Gras wohl wachsen.

 

Die aufdringlichen Fotografen von Springer brauch ich nicht mehr,

jetzt kommen handverlesene Journalisten her.

Ich verteile jetzt den Kuchen,

Springerfotografen haben jetzt bei uns nichts mehr zu suchen.

Ich werde meine Hofberichterstatter haben,

die sich an unserem gesellschaftlichen Leben laben.

Schöne Bilder sie von uns verbreiten,

ach sind das herrliche Zeiten.

 

Wir sind ja jetzt seriös und ganz oben angekommen,

wir haben die höchste Stufe auf der Gesellschaftsleiter erklommen.

Keiner wird uns jetzt mehr erreichen können.

 

Und jetzt das!!!

Da sagt Betty zu Wulff, Johannes, du kannst es gar nicht!

So habe ich mir das aber nicht vorgestellt.

Jetzt bezeichnen sie dich schon als Witzfigur.

Ich will einen starken Mann und keinen Clown, der seine Presseabteilung schellt.

Jetzt sprechen die Anwälte nur, 

auf einige wenige Aussagen reduziert,

und ohne bewusst zu wissen,

was die Menschen im Land vermissen.

 

Betty ist völlig enttäuscht, sie sucht jetzt wieder,

vielleicht einen griechischen Reeder …