Land unter ...


13. Juni 2013

 

Peter Forkert

Hochwasser — das Wasser kommt in unser Haus,

Mensch und Maus müssen sofort raus.

Gestern noch von einer grünen Wiese umgeben,

fürchten sie heute um ihr Leben.

Wo kommt nur all das Wasser so schnell her,

hoffentlich erscheint bald die Feuerwehr!

 

Der Fluss ist doch so weit weg,

warum kommt er jetzt mit seinem ganzen Dreck?

Unser schönes Neubaugebiet,

das aus der Ferne den Fluss ansonsten lieblich fließen sieht.

 

Einst war hier alles nur ein großes Feld,

das kein Landwirt mehr hat bestellt.

Früher, als Ackerbau durch fleißige Hände gedieh,

weidete hier das Vieh.

Vorzeiten wurde Mutter Erde gepflegt und gehegt,

eine neue ›Ordnung‹ ist ins Land gefegt —

die Landwirtschaft wurde hinweggeweht.

 

Rentiert sich nicht,

der Aufwand hat ein zu großes Gewicht.

Schön profitabel ist das fruchtbare Land,

sich ein Großinvestor fand.

 

Ein Neubaugebiet hebt die Struktur,

für die Gemeindevertretung ist sie nur kläglich ungenutzte Natur.

Häuser so fern das Auge reicht,

ein Damm einem Gewerbegebiet weicht,

ein Einkaufszentrum und immer mehr versiegelte Fläche,

Straßen erforderten die Umleitung von Abflüsse und Bäche.

 

Feuchtgebiete wurden geebnet und planiert,

darauf ein renditeträchtiges Objekt realisiert.

Warum stand es unter Wasser als kam die Flut,

vielleicht war der Standort doch nicht so gut?

Es ist zu spät, darüber nachzudenken,

Wasser ist in Strömen schwer zu lenken.

Der Fluss hat das Kommando übernommen,

ist einfach zurückgekommen.

Wo er schon immer in seinem Bett floss,

auch wenn die Flut sich über Ufern ergoss.

 

Wie die Wellen so hoch ist das Klagen bei den Leuten,

die sich damals über die günstigen Grundstückpreise freuten.

Es war ihnen auch nicht so wichtig zu erfahren,

dass für Versicherungen Hochwasser sind Gefahren,

denn sie wissen, was geschehen wird,

wenn der Fluss sich im Land verirrt.

 

Aus einem Bach wird ein großer See,

da hilft nur noch eine gute Fee,

die unser Hab und Gut,

das jetzt in den Fluten ruht,

wieder ersetzt und neu beschafft.

Die Politik ist bestimmt die helfende Kraft,

gelegen kommt ihr diese Plattform,

weil die Umfragewerte schwellen genauso enorm,

wie das Wasser steigt.

Der Politiker mit dem Finger nach oben zeigt —

Schuld ist nur die Natur!

Warum soll sie achtsam genesen?

Ist der Mensch der Verursacher gewesen?

 

Das ist die Zeit der Versprechen,

die werden großzügig angekündigt,

vor der Kamera wird gern diplomatisch gesündigt,

sogleich in den Hubschrauber gestiegen,

um noch eine Runde über das Wasser zu fliegen,

siegesbewusst wird verlassen der Ort,

die Politiker und ihre Versprechen sind fort.

 

Es freuen sich die Baumärkte und IKEA,

denn für Neuanschaffungen sind sie da.

Was zählt ist der Umsatz,

die Gesänge der Politiker finden milliardenschwer ihren Platz.

 

Theatralische Inszenierungen sind so nur im Katastrophenfall

möglich, 

vorsorgliche Investitionen wären sinnvoll,

sind aber nicht löblich!

 

Wenn Politiker Geld und Wohltaten versprechen,

wird es sich bitter am eigenen Geldbeutel rächen,

diese wirken kausal —

vor und nach der Wahl.

 

Die Spiele der Politik sind noch legal,

dem Staat ist der Mensch als Opfer ziemlich egal.

Aber als Wähler ist er begrenzt wichtig, wird gefragt und hofiert, 

wäre doch schön, wenn solch ein Desaster öfter passiert.

Die restliche Zeit ist er nur experimentelle Masse ,

der Staat bittet satt und reichlich zur Kasse!