Spitzentreffen im Bundestag


23. Februar 2013

 

Peter Forkert

… ein ganz normaler Tag!

 

Die Morgensonne schickt ihre ersten Strahlen auf die Erde

mit besten Grüßen, dass es ein schöner Tag werde.

 

In dem Augenblick als sie das denkt,

wird ein großes schwarzes Auto vor eine Tür gelenkt.

 

Die Sonne beobachtet das Geschehen mit großem Schreck,

sie sagt sich, ich bin dann mal weg.

 

Sie zieht sich eine große Wolke vor ihr Gesicht und

versteckt demonstrativ ihr Sonnenlicht.

 

Dem Auto folgen noch mehr schwarze Karossen,

aus der Wolke kam jetzt Regen in Strömen geflossen.

 

Menschen höchst angespannt

kamen angerannt,

ihre Schirme wurden rasant aufgespannt.

 

Sie sprangen auf die Autos zu,

traten sich gegenseitig auf ihre Schuh, 

nahmen unter ihrem Schirm eine Person,

diese stürmte sofort mit ihnen auf und davon

in das monumentale Haus hinein,

alle anderen folgten hinterdrein.

 

Ihre Schritte lenkten sie in einen großen Saal,

dort saßen schon Gleichgesinnte erwartungsvoll in großer Zahl.

 

Sie nahmen ganz vorn Platz,

sprachen gleich im ersten Satz

davon, dass es jetzt darum ginge,

diese Sitzung heute noch zu Ende zu bringen.

In jedem Falle mit Erfolg für alle Seiten,

ein Scheitern der Verhandlungen sei unbedingt zu vermeiden.

 

Auf den Tischen stapelten sich die Akten,

sie beriefen sich dauernd auf die Fakten,

die jeder aber anderes sah,

dies barg die Gefahr,

dass Argumente oft genannt

beim anderen kein Gehör mehr fand.

 

Aufgeregt und mit roten Kopf

rannte eine Frau mit blondem Zopf

aus dem Saal und gleich wieder hinein,

ein irritierter Mann konnte nur noch schrei’n.

 

Die blonde bezopfte Frau rannte zu ihm hin

und in dem ganzen Getöse mittendrin,

saß an einem Tisch ein sichtbar gelangweilter Mann und schlief

bis endlich einer rief:

›Der Abgeordnete Müller möge doch bitte erwachen,

um der Runde einen vernünftigen Vorschlag zu machen.‹

 

Wie soll es weitergehen, wer will das überhaupt verstehen?

 

Jetzt redeten alle auf einmal in die Runde,

endlich verkündete jemand mit einer Glocke die frohe Kunde,

die Verhandlung zu unterbrechen,

um unter vier Augen Details zu besprechen.

 

Zuvor aber und das freut alle sehr,

gibt es was zum Essen und später noch ein Dessert.

 

Schnell erhoben sie sich von ihren Plätzen,

um dem Restaurant entgegenzuhetzen.

Dort gab es reichlich gute Sachen,

die den verwöhnten Gaumen Freude machen.

 

Derweil gingen die Assistenten mit dunkler Miene

in ihre Großküchenkantine.

Im Restaurant springen Kellner von Tisch zu Tisch,

der eine will Filet, der andere Hummer oder Fisch.

 

Übersichtlich dagegen ist das Angebot in der Kantine per se,

wenigstens ist schön der Blick — hier auf die Spree.

Die Assistenten würgen schnell ihre Speisen hinunter,

im Restaurant dagegen sind alle bestens gelaunt und munter.

 

Der Hummer war heute besonders zu empfehlen,

derweil sich die Assistenten wieder mit den Aktenbergen quälen.

 

Endlich nach zwei Stunden Völlerei

ist die Mittagspause für die Damen und Herren vorbei.

Jetzt zurück in die Verhandlungen,

die Assistenten sind bereits diensteifrig und kurz angebunden,

nehmen ihre Anweisungen entgegen,

beginnen danach sofort neue Akten auf die Tische zu legen.

 

Einer redet, ein anderer ruft dazwischen,

er versucht, dem Redner mit einer Behauptung eins auszuwischen,

der ist aber nicht dumm,

dreht dem Rufer das Wort im Munde herum.

 

So geht es Stunde um Stunde, aber nicht voran,

nun zieht eine opulente ›Dame‹ als Rednerin alle in ihren Bann.

Sie ist mittelgroß mit stark akzentuierten Haaren — 

mit Sicherheit eine sehr heiße Ware.

 

Nur, was sie sagt hat weder Hand noch Fuß,

was dann auch der letzte Mitstreiter schnell einsehen muss.

Höflich, wie immer, wird gespendet Applaus,

dann geht die Dame schnell hinaus,

in ihrem ›Haus‹

sieht ihre Welt bedeutender aus.

 

Alle reden wieder durcheinander und viel zu laut,

bis einer der Herren auf seine Uhr schaut.

Er greift wieder zur Glocke und ruft in die Runde,

wir schreiben heute schon die zwanzigste Stunde.

 

Außer heißer Luft und allgemeiner Phrasen

hatten die Personen, die hier im Saale saßen,

noch nichts Konstruktives zu Wege gebracht —

die Schuldigen wurden ganz schnell ausgemacht.

 

Das sind die von der Opposition,

die kannten aber die unqualifizierten Angriffe schon.

Um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können,

wollten sie sich für eine Weile trennen,

um im Restaurant vorbeizuschauen,

denn da gab es immer etwas Ordentliches zu kauen.

 

Die Assistenten schon arg mitgenommen,

haben ein paar belegte Brötchen abbekommen.

 

In das Restaurant zogen sie sich zurück im kleinen Kreis,

um Argumente zu finden, die sonst keiner weiß.

 

Die Köpfe sind eng zusammen,

geredet wird über Parteiprogramme, die offensichtlich einer Einigung im Wege stehen,

in den Verhandlungen wollen sie sehen,

wie weit sich der politische Gegner bewegen kann,

um sodann einen Kompromiss finden zu können,

wobei alle Parteien dann im Ergebnis gewönnen.

 

Mit diesem Ziel und guten Mutes

und dem Gedanken, es gibt nichts Gutes,

außer man tut es,

ging es in den Verhandlungssaal zurück

und jeder versuchte wieder sein Glück.

Mit Argumenten und viel Taktieren,

die andere Seite über den Tisch zu ziehen.

 

Verbalattacken hin und her,

die Assistenten hatten bald keinen Überblick mehr,

wer eigentlich was und zu wem gesagt hatte,

aus dem Ruder lief die ganze Debatte.

 

Der Uhrzeiger näherte sich der Mitternacht,

bisher kein Ergebnis ward vollbracht.

Dafür trat im Saal langsam Ruhe ein,

da und dort schlief ein Abgeordneter langsam ein.

 

Ein Redner hielt einen Monolog,

als ein Papierflieger durch den Saal flog.

Er bestand aus einem Aktenblatt,

die Assistenten hatten die gestelzte Aufführung schon lange satt.

 

Nach nunmehr zahlreichen Stunden

war immer noch kein Kompromiss gefunden.

 

Die Journalisten warteten im Freigelände,

nichts Echtes hielten sie in ihren Händen.

 

Sie hatten die Hoffnung schon aufgegeben,

noch ein Ergebnis zu erleben.

 

Irgendwann so gegen vier,

öffnete sich plötzlich die Sitzungstür!

 

Zwei übermüdete Gestalten,

die sich gerade noch konnten auf den Beinen halten,

traten vor die versammelte Presseschar,

die sichtbar übermüdet war.

 

Man habe sich in zähem Ringen,

und dabei mussten alle Beteiligten auch Opfer bringen,

geeinigt auf den Kompromiss:

„Alles bleibt so, wie es ist!“