13. Dezember 2012
Harriet Modler
Es herrscht, soweit bekannt,
Demokratie in diesem Land.
Wir können frei wählen,
Stimmen zählen.
In regelmäßiger Periode
wird routiniert aufgetischt die phrasenhafte Mode.
Auf dem Markt der Eitelkeiten —
im Parlament,
gelten Mehrheiten
und gnadenloses Fraktionsmanagement.
Die Hüter des Grundgesetzes sind getarnt,
rhetorisch geschliffen,
im Wahlkampf wird jeder umgarnt,
belanglose Themen werden aufgegriffen.
Lehrbücher instruieren mustergültig eine Definition,
doch das reale Leben
scheut keine Beben,
Demokratie bleibt Fiktion.
Die Gesellschaft, sie liebt diesen Schein,
sie wähnt sich in Frieden,
wo ist die Gemeinschaft geblieben?
Trügerisches Sein.
Sind wir vom Kurs abgekommen,
wem oder was wollen wir entkommen?
Die Erde ist rund,
wir kommen immer wieder zum Ausgangspunkt.
Wir loben die FREIE Presse,
auch die Medien haben ihr Interesse,
Deutung und Interpretation
ist kluge Manipulation.
Die glasierte Auswahl an Programm und Information
trifft die gebriefte Redaktion.
Täglich ohne Scheu —
bestechend und vielseitig treu.
Wir akzeptieren sie —
die Mediendemokratie.
Und mit ihr funktioniert
der Lobbyismus beängstigend ungeniert.
In dosierter Weise kommt so mancher Bericht
über Korruption ans Licht.
Der Bürger stört sich daran nicht,
oder ist surreal meine Sicht?
Der deutsche Export ist weltmeisterlich,
auch die Demokratie würden wir gerne verteilen global,
deutsche Politik ist maßgeblich,
die Macht zentral.
Wundersame Geldvermehrung ist eine Sucht,
Steuergeld ist auf der Flucht.
Nummernkonten auf CD sind lukrativ,
die Finanzindustrie ist unverwüstlich produktiv.
Demokratie will unmittelbar erfahren werden,
nur bei Großprojekten mehren sich Beschwerden.
So wurde die DIREKTE Demokratie geboren,
allein ist sie verloren.
Zunehmend publik in der Rubrik
fühlt sich die Kleptokratie entzückt,
damit sind Entscheidungsträger infiziert,
ihre Aussicht ist garantiert.
Doch haben wir vergessen,
wie Diktaturen ihre Zustimmung messen?
Sind 98 Prozent für den Parteivorsitz der Union
arrangierte Disziplin und einheitliche Räson?
Im unvollendeten Demokratiegeschehen
ist von Verlusten auszugehen,
von Andersdenkenden abzusehen,
die Mehrheit zu verstehen.
Abweichler, Individualisten und Querulanten
haben keine Sekundanten.
Jeder steht für sich vor Gericht,
doch geeignete Anwälte gibt es nicht!