Die Macht der Gewohnheit


3. Oktober 2013

 

Harriet Modler

Der Mensch kann sich nicht dagegen wehren,

Angewohnheiten stets und ständig zu vermehren.

Sie bezwingen will ihm nicht gelingen,

er plant das ganze Leben mit ihnen zu verbringen!

 

Im Verdrängen ist er meisterlich,

mit den Jahren sieht er mehr Gefahren — wird zögerlich,

will das Risiko minimieren,

nur die kleinen Träume konservieren.

 

Hoffnungsvoll wendet er sich nach ›oben‹,

um in Treue und Hingabe zu geloben,

klagend und in sich gekehrt wird er selten erhört,

die Leitung scheint gestört.

 

Das menschliche Wesen gewöhnt sich an Krisen und Krieg,

feiert den steigenden Aktienkurs als Sieg.

Große Themen lähmen diese Welt,

während der Kleinbürger in sich zusammenfällt.

 

Er wohnt in seinen Gewohnheiten behaglich,

schont sich gründlich,

hält unermüdlich am Zustand fest

für den lebenslangen Rest.

 

Geworden ist er durch Tränen blind,

die ihm schon als Kind geflossen sind. Mitleid mag Aufmerksamkeit entfachen,

dennoch sind sie überall — die unsichtbaren Drachen!

 

Erdrückend routiniert wird das Leben gelebt,

die Karriere gewebt,

Kinder gezeugt,

der Nachbarn Hab und Gut beäugt.

 

(Existenz)Angst lenkt ihn zum Platz seiner Arbeit,

die ihn scheinbar befreit,

in winzigen Momenten fühlt er sich zu allem bereit — hassgetränkte Last wird selten gescheut!

 

Freude am Tun,

an seiner Passion,

ist im Gedränge untergegangen —

die Gesänge der ›Missionare‹ halten ihn gefangen.

 

Könige, Kaiser und die Monarchie

lassen Menschen bis heute verfallen in Melancholie.

Schatten liegen auf den Demokratien — undurchlässig ihre Macht,

sie bewachen die vom Volk gegebene ›Pacht‹ !

 

Gewohnheit ist ein geschlossenes System,

ein zutiefst humanes Phänomen,

das sich öffnet nur durch bewusste Aktion — ist sie möglich, eine geistige Revolution?