Heldenverehrung


30. Juni 2013

 

Harriet Modler

Ein Genie zeigt unverfälscht sein Gesicht,

ein Held steht im Rampenlicht.

Ein Genie kreiert ungewöhnliche Ideen,

ein Held lässt Wettbewerber alt aussehen.

 

Menschen heben Helden auf einen Thron,

wundern sich über Undankbarkeit als Lohn,

denn ihre Interessen

haben die Meister alsbald vergessen.

 

Währenddessen beginnt die Macht sich auszuweiten,

Wasserträger lenken und leiten,

ohne Herz und Verstand,

Menschenmassen an den gesellschaftlichen Rand.

 

Ehre, wem Ehre gebührt — der Rest wird abgeführt,

überwacht und ausgelacht.

Der Held hat die Macht!

 

Hat ein Held sein Feld bestellt,

verbreitet sich die Saat in der ganzen Welt.

Die Missionare von gestern

leben heute mit ihrer Beute auf einem intern konstruierten ›Stern‹.

 

Sie versprühen einen gewaltigen Charme,

entscheiden über reich und arm,

freuen sich über immer mehr Schafe,

dröhnen kontrollierend auf den Saiten ihrer Harfe.

 

Helden werden angehimmelt

und als Vorbild auserkoren,

in der Welt es von narzisstischen Gestalten wimmelt,

Milliarden von Menschen haben ihr Selbst verloren.

 

Helden sind anziehende Magneten,

sie speisen sich von abhängigen Propheten,

legen die Welt in Ketten,

um sich selbst zu retten.

 

Helden verhalten sich wie Gockel,

dirigieren napoleonisch von einem Sockel,

schauen erhaben auf das demoralisierte Land,

unberührt vom Flächenbrand.

 

Die Helden unserer Zeit

sind vom überlieferten Heldentum gänzlich befreit,

sinnleere Reden sie halten,

die beständig ein unterwürfiges System verwalten.

 

Jede noch so kleine menschliche Handlung

ist der erste Schritt für eine globale Wandlung.

Jeder winzige Gedanke auf der Suche nach ›Gott‹,

führt uns fern vom staatlich organisierten Schafott.

 

Geboren wird ein Anti-Held,

wenn der Mensch durchschaut, wie Macht zerfällt.

Gibt er seine Energie zum Wohle aller Wesen,

dann werden zerbrechen — diese Besen!

 

Ein Genie weiß sich vom anderen Phänomen zu trennen,

mögen alle Menschen ihre Potenziale erkennen.

Niemand braucht nach ›oben‹ zu schauen —

das Zauberwort heißt: Selbstvertrauen!