Kommunikation ist Zeit


16. September 2011

 

Harriet Modler

Kommunikation ist heute mehr, als bloßer Austausch oder die Übertragung von Informationen zum Zweck der Verständigung. Sie ist der Stoff, der die Menschen auf allen Ebenen des Lebens verbindet. Kommunikation, communicare (lat.), bedeutet teilen, mitteilen, teilnehmen lassen, gemeinsam tun, vereinigen — eingebunden in eine soziale Handlung. Ursprünglich ist damit die Teilhabe innerhalb einer Gemeinschaft, communio (lat.), gemeint, in der etwas gemeinsam, communis, (lat.), entsteht.

 

Heute lebt die Kommunikationskultur weitaus mehr von diesen mitteilenden (sozialen) Interaktionen, während die Herausforderungen des neuzeitlichen informellen Austauschs immer komplizierter werden. Die zunehmende Geschwindigkeit und die Menge des Datentransfers verursachen manchmal mehr Probleme als sie lösen. Sowohl beruflich als auch privat, verdaut der Mensch täglich eine Flut von Informationen. Das verschlingt Zeit, viel Zeit! Demzufolge entwickeln Menschen individuelle Filterprogramme, während sie nach Vorgaben und Erwartungen sortieren. Die meisten Informationen, wie Werbung, Werbebriefe, E-Mails, Nachrichten, endlose Angebote, kostenlose Webinare verfehlen ihr Ziel und verschwinden im Papierkorb! Dennoch binden und belasten sie unser Zeitkonto, rauben die Konzentration, lenken und leiten uns durch Tag. Schließlich landen wir in einer Sackgasse, in der wir versuchen einen Weg durch den Informationsmüll zu finden!

 

Kommunikation ist Zeit

 

Jeder empfindet Zeit anders. Manchmal denken wir über Zeit nach, insbesondere in solchen Momenten, wenn unser Zeitgefühl täuscht. Einsteins Relativitätstheorie lässt grüßen! Immer dann, wenn wir versuchen Termine einzuhalten oder einfach nur zur rechten Zeit an einem entsprechenden Ort eintreffen wollen, entstehen unterschiedliche Empfindungen zur Zeit. Manchmal erscheinen die Minuten endlos, in anderen Situationen wieder gedehnt. Dennoch ist Zeit ein ›Gebilde‹, das kaum jemand ausreichend zu haben glaubt! Wir meinen, sie nicht zu haben. Wir befinden uns immer gerade irgendwo dazwischen — zwischen Terminen oder Ereignissen, inmitten von Bekannten und Unbekannten.

 

Die Menschen wünschen sich lt. neusten Umfragen mehr Zeit für die Familie, für ihre Kinder oder Freunde. Hatten die Menschen früher wirklich real mehr Zeit? Oder fühlen die Menschen diesen Mangel an freier Zeit, weil sich Lebensprozesse elementar verändern und Ansprüche wachsen? Gründen die komplexen Aufgaben von Familie und Beruf in einer unzureichenden Organisation des Alltags? Pauschale Studien führen selten zu verwertbaren Erkenntnissen, weil eine differenzierte Interpretation nicht wirklich zugelassen wird. Insoweit keine Unterscheidung in Berufsgruppen, Angestellten und Selbstständigen, erfolgt, bleibt nur ein Strohfeuer zurück, aber sie liefert eine Bestätigung für diejenigen, die schon immer vom Zeitmangel getrieben wurden.

 

Zeitmanagement oder die Zeit managen (lernen)

 

Der Markt boomt für Seminare, Bücher, Kurse im Selbst- und Zeitmanagement. Sondieren Sie diesbezüglich das World Wide Web oder gehen in den nächsten Buchladen — beiderseits haben Sie die Qual der Wahl. Eine Palette umfangreicher Literatur von bekannten und vielseitig begabten Coachs, Trainern und Kommunikationslehrern, die Ihnen in jedem Fall wertvolle Strategien und Anregungen vermitteln, stehen in den Startblöcken. Für die besonders harten ›Fälle‹ chronischer Überbelastung finden Sie auch Chaosexperten. In diesen Zeiten etablieren sich auch neue Berufschancen! Sollten Sie in einem Teufelskreis oder Hamsterrad stecken, nehmen Sie die IST-Situation an und treffen eine bewusste Entscheidung:

 

Zeit ist immer genügend vorhanden!

 

Wenn Sie davon ausgehen, gestaltet sich jeder Prozess übersichtlich! Planen Sie absichtsvoll jedes Vorhaben und lenken die Konzentration auf das für Sie Wesentliche! Konzentration ist die wichtigste Komponente, die für einen gut gemanagten Tag sorgt! Sie ist der Hebel, der die ›Dinge‹ in Bewegung bringt. Konzentration ist das Zauberwort, wenn der Tag gelingen soll!

 

Das klingt zu einfach, meinen Sie. Stimmt, denn meistens verkomplizieren wir unsere tägliche Agenda dadurch, dass wir planlos vorgehen, weil die Liste der zu erledigenden Aufgaben zu lang erscheint und so manche Aufgaben halbherzig erledigt werden. Ein nochmaliges Bearbeiten ist erforderlich und schon beginnt wieder eine unendliche Geschichte, obwohl Sie eigentlich eine neue schreiben wollten.

 

Zeit stehlen

 

Zeit, die optimal genutzt wird, wird bewusst geplant. Es ist die grundlegende Einstellung zu der Einheit, die wir zwar messen, aber nicht anfassen können, die jedoch Freiräume entstehen lässt, wenn sie wahrgenommen wird! Vielleicht erscheint sie uns deshalb oft surreal, weil sie nicht greifbar ist. Beginnen wir die eigene Zeit ökonomisch handzuhaben, wird gleichzeitig und automatisch die Zeit anderer Menschen respektiert. Die Achtung, die Sie Geschäftspartnern oder auch Bekannten entgegenbringen, wenn Sie vereinbarte Zeiten einhalten, wird oft dankend und wertschätzend registriert. Fragen Sie sich an dieser Stelle, wie oft haben Sie verärgert auf den Partner, geschäftlich oder privat, gewartet, dabei eine ungeduldige Haltung eingenommen, ihre Uhr betrachtet, die die Minuten verrinnen ließ. So wie Sie sich in solchen Momenten fühlen, genauso geht es anderen auch, wenn das akademische Viertel überschritten wird. Ertappen Sie sich in dieser Situation, dann ist es höchste Zeit, die Zeit bewusst wahrzunehmen.

 

In der Klarheit liegt die Wahrheit

 

Um Fehlinterpretationen und Missverständnisse zu vermeiden, gibt es nur eine Strategie: Klarheit. Die Deutungshoheit liegt immer beim Verursacher und nicht beim Rezipienten. Jeder gute Kommunikator weiß, dass Begriffe oder eine bestimmte Wortwahl Assoziationen auslösen können. Beste Beispiele dafür sind: Erfolg, Freiheit oder Liebe — diese Begriffe sind verstandes- und gefühlsgemäß stark individuell geprägt. Zudem können Zwischenräume in der Sprache Unsicherheit verbreiten. Das entsprechende Umfeld im Sprachgebrauch spielt eine gewichtige Rolle, denn ein Poet lebt von der Fantasie, wohingegen ein Geschäftspartner oder Kunde einen klaren Umgang mit der Sprache bevorzugt. Die Geschäftswelt denkt in Zahlen und Fakten. Und wir haben es dabei oft zu eilig!

 

Sollten Sie auch von der Last der Hast betroffen sein, empfehle ich diesen Gedanken: „Wenn du es eilig hast, gehe langsam.“ (Chinesisches Sprichwort) hervorzuholen, damit Sie jeden Termin pünktlich erreichen können!